Tue Gutes und berichte drüber

Habt ihr gewusst, dass Avocados alles zerstören da, wo sie angebaut werden? Die so gesunde Superfrucht, supervegan, supervielseitig und sonst noch allerhand verwüstet aufgrund ihres exorbitanten Wasserbedarfs alles Land, wo sie wächst. „Ein einziger Avocadobaum saugt in etwa so viel Wasser aus dem Boden wie 40 Pinien“, brachte die „Süddeutsche Zeitung“ vergangenes Wochenende eine Reportage über den grünen Popstar der Millenials-Generation in auf den Punkt.

So geht’s uns mit vielem. Eltern, Freunde und Werbung preisen was an als in jeder Hinsicht bedenkenloses Must-have, Must-do. Doch bei näherem Besehen entpuppt sich die Sache als fauler Zauber. Worauf ich hinaus will? Überprüfen wir doch unser Verhalten gründlicher! Persönlich, in der Familie und im Unternehmen, dem wir unsere Arbeitsenergie anvertrauen. Ein Kriterium, wo es immer mehr gilt kritisch zu sein, ist der Klimaschutz. Klimaschutz heißt Lebensschutz schon für uns und ganz besonders für unsere Nachkommenden. Eine Nachhaltigkeitsbilanz kann da sehr wirkungsvoll sein: Sich hinsetzen und aufschreiben, wo man die Umwelt schont und wo man sie belastet. Persönlich, als Familie, als Betrieb. Ehrlich und mit dem Willen, sich bei der Nase zu nehmen, Vorbild zu sein. Der erste Effekt ist immer ein Erstaunen übers eigene Umweltbewusstsein – positiv wie negativ.

Ich bin Journalist mit ökosozialer Ader und jahrzehntelanger Übung. 1986 habe ich am ersten Umweltweißbuch für Österreich mitgewirkt, „Öko-Insel Österreich?“ (Böhlau-Verlag). Drei Jahre später schrieb ich im Nachrichtenmagazin „profil“ die erste bahnbrechende Titelgeschichte zum Klimawandel mit. Titel: „Die Klimakatastrophe“. Jetzt verfasse ich Nachhaltigkeitsberichte für Klein- und Mittelbetriebe, die Verantwortung für eine enkeltaugliches Umwelt- und Sozialklima übernommen haben und dies auch zeigen wollen. Devise: Tue Gutes und berichte drüber.

Bei mir hat’s spätestens bei der Geburt meiner Tochter vor elf Jahren Klick gemacht. Damals habe ich mich gefragt, wie ich ihr und meinen zwei anderen Kindern ein nachhaltig verantwortungsvoller Vater sein kann. Ich habe meinen Alfa verkauft und lebe ohne Auto. Ich nütze ganz Öffis, fahre Rad und gehe. Mein Wohnhaus ist seit zwölf Jahren Öl-befrei; wir heizen mit selbstproduzierter Sonnen- und Erdenergie. Ich esse weniger und das aus regionaler Produktion. Fleisch ist zur Ausnahme geworden.

Nachhaltigkeitsbilanz als Ritterschlag

Ein Nachhaltigkeitsbericht ist mehr als eine CO²-Bilanz. Gut gemacht, wird er zum unternehmerischen Ritterschlag. Nach internationalem Standard hat er drei Kapitel: Erstens ein Unternehmensportrait (Branche, Größe, Eigentumsverhältnisse, Investitionspolitik…), zweitens ein Sozialprofil (Gehaltssituation, Betriebsklima, Geschlechterverhältnis…) und drittens eine Öko-Bewertung bei Material/Abfall, Energie, Wasser und Mobilität. Viele der Daten schlummern in den Firmencomputern und brauchen nur gehoben zu werden. Anderes lässt sich durch Interviews und Analysen professionell erheben.

Unternehmen ab 500 Mitarbeitern schreibt die EU einen jährlichen „nichtfinanziellen Bericht“ seit 2017 vor. Viele sehen das als lästige Pflichtübung und hängen sie kurzerhand ihren Marketing- und PR-Abteilungen um. Das Ergebnis sind mehr oder minder beweihräuchernde Broschüren bzw. Homepage-Files. Das Konzept, das die EU verfolgt, geht weiter und wird weitergehen. Es geht um soziale und ökologische Transparenz in der gesamten Wirtschaft, vom Konzern bis zum KMU. Der Stein rollt und ist wohl nicht mehr zu stoppen. Kunden und Partner werden den Bericht einfordern. Ein wichtiger richtiger Schritt wäre freilich, den Außenblick zuzulassen, kritische Geister heranzuziehen, die nicht im Betrieb angestellt sind, den sie bewerten, also nicht die eigene PR-Garde. Es geht auch darum, weitergehende Ziele und deren Umsetzung zu definieren. Go out of the box! Ein solcher Bericht adelt, schafft Vertrauen, bringt neue Sichtweisen, Kunden und Wettbewerbsvorsprung – und verbannt faulen Zauber a la Avocados aus dem Alltag.