Die Überschrift „Festspiele dienen dem Gemeinwohl“ war für mich die Überraschung der SN-Wochenendausgabe vom 7.November. Leider verkehrte sie sich nach wenigen Absätzen zur puren Ernüchterung. Denn anstatt um eine Leuchtturmrolle in Sachen sozialer Gerechtigkeit, regionaler Kulturentwicklung und Klimaschutz geht es der Salzburger Festivalleitung mit ihrem feierlichen Gemeinnützigkeits-Zusatz in der eigenen Verfassung unterm Strich nur um Steuervorteile. Die Umsatzsteuernachzahlung für die Sponsoringeinnahmen ab 2010 ist damit ebenso vom Tisch wie 13 statt zehn Prozent Steueraufschlag bei den Eintrittskarten und die Registrierkassenpflicht. Obendrein werden Mäzenbeiträge steuerlich entlastet. Schön für die Festspiele, ihre hochmögenden Gönner und ihr zahlendes Publikum – Gemeinnützigkeit „im schönsten Sinne des Wortes“, wie es im Festspielfondsgesetz nunmehr heisst, jedoch geht anders.
Wollen die Festspiele dem Gemeinwohl wirklich dienen (und sich Steuererleichterungen wirklich verdienen), sollten sie ab sofort ihren ökologischen und sozialen Fussabdruck messen lassen. Dafür gibt es etablierte Parameter. Freilich ginge das allenthalben ans Eingemachte:
Mit dem groß angelegten VIP-Taxiservice der nachweislichen Abgasschwindlerin Audi AG müsste man wohl abfahren, auch Freikarten im jährlichen Gesamtwert von bis zu zwei Millionen € (laut Rechnungshof) würden eine saubere Gemeinwohlbilanz schwer durchkreuzen und vieles mehr. Der Idealismus, dem ich das Wort rede, ist nicht neu. Der im Vorjahr verstorbene Ex-Intendant Gerard Mortier empfahl den Festpielen in seiner Eröffnungsrede 2012 Askese als Leitmotiv. „Dann wird es das bedeutendenste Festival Europas bleiben.“ Ein Vermächtnis als Chance!